Bischöfe: Aufruf zu neuem Pfingsten
Diözesen feierten Konzilsjubiläum und "Jahr des Glaubens"-Auftakt - Krätzl: Mut zu wirklich Neuem im Vertrauen auf Gottes Führung - Kapellari: Zu den Quellen zurückgehen
Aufbruch und Rückkehr zu den Quellen des Glaubens: Das erhofften sich die österreichischen Bischöfe am Donnerstag anlässlich des 50. Jahrestages der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65). In allen Diözesen gab es Festgottesdienste und Festakte zum Konzilsjubiläum. Gleichzeitig wurde das "Jahr des Glaubens" eingeläutet.
Im Wiener Stephansdom appellierte Weihbischof Helmut Krätzl in einem Vortrag an einen neuen pfingstlichen Geist in der Kirche. "Konzilspapst" Johannes XXIII. (1958-63) sei ein Vorbild in seinem "unzerstörbaren Optimismus, der nicht naiv, sondern gläubig war". Der fruchtbaren Zusammenarbeit von Bischöfen und Theologen alleine sei der große, "sicher geistgewirkte" Fortschritt seit dem Zweiten Vaticanum zu verdanken, sagte Krätzl, der als Konzilsstenograph die Beratungen der Bischöfe in Rom mitverfolgt hatte.
Johannes XXIII. habe zur Konzilseröffnung am 11. Oktober 1962 geschrieben, dass er etwas von dem ersehnten "neuen Pfingsten der Kirche" im Petersdom und in der Erwartung in der Welt gespürt habe. "Möge auch uns beim Gedächtnis daran ein neuer pfingstlicher Geist erfüllen", sagte Krätzl. Die Kirche heute brauche noch mehr Mut zu wirklich Neuem im Vertrauen auf die Führung Gottes - nicht um ihr Ansehen zu bewahren, sondern weil es sich so viele Menschen von ihr wünschten, wie damals zum Beginn des Konzils. "Wir dürfen diese Welt und die Unglaubenden, die darauf setzen, dass die Kirche doch eine Quelle der Werte ist, nicht enttäuschen", so der emeritierte Weihbischof.
Zu den Quellen zurückgehen
Die Abteikirche von Seckau, und damit die historische "Wiege" der Diözese Graz-Seckau, wählte der Grazer Bischof Egon Kapellari zum Feierort des Konzilsgedenkens und der "Jahr des Glaubens"-Eröffnung. Wichtig sei es für die Kirche, zu ihren Fundamenten und Quellen zurückzugehen - ein Weg, vor dem sich viele scheuten, verwies Kapellari auf ein Zitat des Dichters Friedrich Hölderlin. Der Glaube sei einer dieser Wege, den die Diözese und die Weltkirche in diesem Jahr bewusster als sonst gehen sollten, unterstrich der Grazer Bischof. Orte der Rast und Einkehr wie etwa die Pilgerorte seien auf dieser Strecke wichtig.
Zeichen der Zeit wahrnehmen
Als "Konzil des Dialoges und Gespräches" beschrieb Bischof Ludwig Schwarz bei der Feier im Linzer Mariendom das Zweite Vaticanum. Es habe neue Wege eröffnet, alte Schätze neu erschlossen und viele Früchte gebracht, wobei Schwarz das Mitwirken von Laien in der Seelsorge als Beispiel anführte. Für die Zukunft wünschte der Bischof dieselbe große Glaubenstiefe und großherzige Weite, die auch die Konzilsdokumente ausstrahlten. Die Diözese Linz werde in den nächsten drei Jahren die "Zeichen der Zeit und des Glaubens heute wahrnehmen, sie im Licht des Evangeliums deuten und dann Antworten geben".
Neue Epoche in der Kirche
Zum Lesen der Konzilstexte appellierte der Kärntner Bischof Alois Schwarz im Klagenfurter Dom. Die Konzilsväter hätten "mit der Kraft des Heiligen Geistes neue Perspektiven der Hoffnung für die Welt formuliert", wobei die "auffälligste" Errungenschaft die Erneuerung der Liturgie, etwa durch die Einführung der jeweiligen Muttersprache, gewesen sei.
Das "Jahr des Glaubens" soll eine "neue Epoche in der Kirche eröffnen", so Schwarz. Christen seien im Sinne des Konzils dazu aufgefordert, "Profil zu zeigen, und zu sagen, wofür sie stehen, damit das katholische Erbe lebendig bleibt und Zukunft hat". Die Dimension des Handelns dürfe beim Glauben neben dem Denken und Reden nicht vergessen werden, weshalb Schwarz dazu aufrief, "den Glauben mutiger zu bekennen, fröhlicher zu glauben, treuer zu beten und inniger und leidenschaftlicher zu lieben".
Auf die Welt einlassen
In der Salzburger Stiftskirche St. Peter predigte Erzbischof Alois Kothgasser über die "Unglückspropheten", gegen die sich auch Papst Johannes XXIII. ausgesprochen hatte. "In der gegenwärtigen Entwicklung der menschlichen Ereignisse, durch welche die Menschheit in eine neue Ordnung einzutreten scheint, muss man viel eher einen verborgenen Plan der göttlichen Vorsehung anerkennen", zitierte Kothgasser den seliggesprochenen Papst bei dessen Konzilseröffnung.
Gott habe sich in Jesus nicht ein bisschen, sondern ganz auf die Welt eingelassen. Dies sieht Kothgasser auch als Weg der Kirche, wie auch das Konzilsdokument "Lumen Gentium" bereits ausgedrückt habe. Gott rufe zu einem Auszug aus "von außen auferlegten und teils selbstverschuldeten Beschränkungen", wozu das Konzil ein Wegweiser sei.
Quelle: Kathpress